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"Flexibility"
übersetzt von Diana Lüdemann. 

"Beweglichkeit und Fehlerlosigkeit verstehen" von Patricia Gail Burnham, 
erstmals veröffentlicht 1986, im Internet für jeden herunterladbar unter: 
http://clubs.akc.org/ahca/ 
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> Der Artikel ist auf den Seite 49 - 56 zu finden.
 

Als ich begann, Hunde zu studieren, tat ich, was viele Anfänger tun; ich studierte Bücher und Artikel über sie, besonders über ihr Gebäude und ihre Bewegung. In diesen Artikeln wurden einige Ideen immer und immer wieder wiederholt. Eine war, daß eine 45°-Neigung der Schulter erwünscht und möglich sei. Eine andere war, dass eine Hund ohne guter Schulterlage ein begrenzten Vortritt haben würde, weil die Steillage der Schulter ein weites Vorstrecken des Laufes verhindern würde. Weil diese beiden Ideen von Autoritäten geschrieben und breit von anderen zitiert wurden, glaubte ich sie für eine Zeit lang. 

Eines Tgaes erkannte ich, dass sie wirklichen Hunde keine der beiden Theorien stützte. Die echten Schultern lebender Hunde verhielten sich nicht in der weise, wie die Theorie es ihnen vorschrieb. Es gibt in keinem langbeinigen Hund einen 45°-Winkel, vom Setter bis zu den Windhunden. Vielleicht gibt es den 45°-Winkel bei Pferden und bei einigen Hundetypen aus der Mitte von 1800, als der Mythos der 45°-Schulter das erste Mal auftauchte, aber moderne Hunde sind normalerweise mit einer viel steileren Schulter ausgestattet. 

Nachdem ich herausgefunden hatte, dass eines der weltweiten Glaubensbekenntnisse ein Mythos war, file es mir leichter, den anderen zu untersuchen. Diese Regel besagte, dass Hunde mit steiler Schulter einen geringen Vortritt haben sollten. Aber Beobachtungen lehren, dass es Hunde gibt, die trotz sehr steiler Schultern einen großartigen Vortritt zeigen. Und es gab Hunde mit herrlicher Schulterrücklage, die höchst begrenzt ausgriffen, abgehackt und sogar mit Hackney-Aktion. Daher konnte die Schulterlage nicht der Faktor sein, der den Vortritt kontrollierte. 

Eine Zeit lang war ich desillusioniert, irgendwelche allgemeine Aussagen über die Wirkungsweise des Gebäudes auf deren Bewegung zu treffen. Ich sah Hunde, die im Stand wunderschön gebaut wirkten und trotzdem peinlich schlecht liefen, und andererseits Hunde, die Im Stand nicht besonders aussahen, dafür aber umwerfend wundervoll liefen. Zu dieser Zeit hatte ich mich auf zwei letzte Regeln zurück gezogen, an die ich bezüglich Gangwerk und Aufbau noch glaubte. 

Erstens glaubte ich daran, dass Hunde mit starren Rücken ein begrenzt ausgreifendes Gangwerk besassen, und, falls es sich um Windhunde handelte, sie sehr schlecht rennen werden. Aus dem einfachen Grund, dass der Galopp mit der zweifachen Schwebephase, der von Windhunden und anderen langbeinigen Rassen wie dem Großpudel benutzt wird, Rückenbeugung verlangt. Zweitens glaubte ich, dass Hunde mit Hackney-Front nicht gut rennen. 

Wie auch immer, diese zwei Theorien entstanden aus der Beobachtung von Hunden und ihrem Gangwerk. In der Hundeliteratur fand ich sie nicht. Daher begann ich daran zu zweifeln, dass das Lesen über Hunde keinen Ersatz zum Studium am lebenden Hund darstellte. Seit über 100 Jahren haben Leute die Worte über den 45!-Schulterwinkel gelesen und zitiert, wobei nur gelegentliche Beobachter bemerkten, dass solche Schultern nicht existierten. Ein Mythos stirbt schwer. 

Das lässt jedoch die Frage unbeantwortet: wenn die Schulterlage nicht den Vortritt steuert, was legte ihn dann fest? Warum haben einige Hunde wenig Vortritt, während andere viel haben? Warum haben einige Zuchtlinien begrenzten Vortritt und andere einen langen, fliessenden Vortritt? Welches ist der vererbbare Faktor, der das Ausgreifen steuert? Sehr junge Welpen haben manchmal Schwierigkeiten, ihre Füße zu heben; aber wenn sie erst einmal in diese Füße hineingewachsen sind, verändert sich ihr Ausgreifen nicht sehr, bis das hohe Alter ihren Gang zu einem Schlurfen verlangsamt. In einem Wurf wird der drei Monate alte Welpe mit dem größten Vortritt auch mit 3 Jahren den größten Vortritt haben. Angesichts der Tatsache, dass die Vorderbeine nur mit weichem Gewebe –
Muskeln und Sehnen – am Körper befestigt sind, ist es bemerkenswert, dass die Fähigkeit des Ausgreifens ziemlich konstant bleibt. Die Hinterbeine besitzen eine Kugel und ein Kugellagergelenk, das hilft sie zu stützen, aber die Schultern sind nur durch ein kompliziertes Netzwerk von Muskeln, Sehnen und Bändern am Körper befestigt. Daher sollten wir vielleicht mal auf dieses Gewebe schauen, um eine Antwort auf die Frage nach dem Vortritt zu suchen. 

Der Blick auf die Muskeln 

Viele Bücher über Gangwerk behandeln Hunde, als wenn sie wandelnde Skelette wären, nichts als eine Ansammlung von Knochen, die herumlaufen. Dies ist verständlich, weil es einfacher ist, kochen zu zeichnen als formbares Gewebe. Außerdem gibt es nur 321 Knochen im Hundeskelett. Zum Vergleich gibt es mehr als 250 benannte [voluntary] Muskeln, von denen viele ein entsprechendes Gegenstück auf der anderen Körperseite des Hundes haben. Das macht rund 500 Muskeln, zuzüglich solchen, die zu klein sind, um ihnen eigenen Namen zu verdienen. Jedoch bilden sie alle zusammen mehr als die Hälfte des Körpergewichts des Hundes. Die Bewegung studieren zu versuchen, während man die Aktion des weichen Gewebes ignoriert, blendet den halben Hund aus. 
Knochen sind beliebt, weil sie leicht zu konservieren und zu studieren sind. Tierarzthochschulen lieben sie. Sie sind haltbar. Sie können das Lehrpersonal überleben und von Generationen von Studenten benutzt werden, während das weiche Gewebe schwer zu konservieren und auszustellen ist.  Es bildet sich nicht gut auf Röntgenaufnahmen ab. Sie sind schwer exakt zu messen und zu untersuchen, selbst wenn man bereit ist, sie am lebenden Tier zu studieren. Aus diesen Gründen ist es leichter, seine Theorien auf das Skelett zu stützen als auf dem tragenden weichen Gewebe. Und das bedeutet, dass andere Teile des Körpers als das Skelett oft bei
den Gangwerkstudien ausgelassen zu werden scheint. 

Dabei kann ein Hundeskelett überhaupt nicht alleine gehen. Es ist bloß der strukturelle Rahmen, der den Körper davor bewahrt, wie eine Qualle auf dem Strand festzuliegen. Die Starrheit der sklettalen Gefüges ermöglicht es den Wirbeltieren auf dem Boden zu stehen. Aber es sind die Muskeln, die für die Mobilität sorgen, die sein Benutzer zu gehen, rennen und springen benötigt. Der vergleichsweise leichte Zugriff auf das Knochenstudium hat dazu geführt, dass die anderen Körperteile vernachlässigt wurden. Vielleicht mag dies zu der Schlußfolgerung geführt haben,  daß die Schulterwinkelung das Ausgreifen der Vorhand kontrolliert. 

Wenn die Theorie über die Schulterwinkelung nicht gültig ist, was könnte dann sonst für die Tatsache verantwortlich sein, dass das Ausgreifen der Vorhand tatsächlich vererbbar zu sein scheint? Zwei Eltern mit weitem Vortritt können Welpen hervorbringen, die ebenfalls weit ausgreifen, und zwei Eltern mit begrenztem Vortritt werden Welpen mit begrenzter Vorhandbewegung haben. Aber warum? 

Die Beziehung zwischen Fehlern und Vorzügen 

Zur selben Zeit, während ich die Antwort auf diese Frage zu finden versuchte, fiel mir etwas auf, das zuerst wie ein unabhängiges Problem aussah. Es gab zwei Züchter, die eine interessante Kombination von Fehlern und Vorzügen in ihren Linien hatten: Züchter A, der schon lange verstorben ist, besass Hunde, die für ihr herrlich weites Ausgreifen und Seitengangwerk bekannt waren. Aber der Züchter erwartete regelmäßig  mindestens ein oder zwei kuhhessige Welpen pro Wurf. Und es ergaben sich gelegentlich etwas lose Oberlinien. Züchter B hasste Kuhhessigkeit und hatte selten einen kuhhessigen Hund. Aber statt dessen hatte er einen ziemlichen Anteil an sehr begrenter Frontbewegung. Hackney-Vorhandaktion kam ebenfalls vor, verbunden mit steifen Rücken. Beide Zwinger brachten einige exzellente Hunde hervor. Wir konzentrieren uns hier auf die Fehler, weil in jedem der beiden Zwinger verwandte Fehler und Fehlergruppen gehäuft auftraten, die nicht nur miteinander in Beziehung zu stehen schienen, sondern auch mit den Vorzügen dieser Zwinger. Daher kam die Frage auf, „ob es einen Grund gebe, warum eine ausgreifende Vorhand mit gelegentlicher Kuhhessigkeit und losen Rücken verknüpft sei, während feste Hinterläufe überdurchschnittlich oft von festen, begrenzt ausgreifenden Fronten und steifen Rücken begleitet seien?“ 

Des Rätsels Lösung bot ein Artikel aus der humanen Sportmedizin. Es schien, dass der Mensch bei der Auswahl einer  Sportart helfen könne, in der er sich gut macht, und zwar indem sein Körper darauf untersucht wurde, wie gut er zu den Anfordernissen der verschiedenen Sportarten passte. Der Körper wurde unter anderem bewertet in Größe, Kraft, Schnelligkeit der Reflexe und Beweglichkeit und mit den Anforderungen der Sportarten verglichen. 

Leichtathleten und Balletttänzer zum Beispiel benötigen eine herausragende Beweglichkeit, während Läufer und Gewichtheber wenig davon benötigten. Gewichtheber brauchen kein großes Reaktionsvermögen, während Handballer sehr schnell reagieren müssen. Obwohl dieser Artikel keine Hunde betraf, enthielt er einige bedeutende Informationen für Hundezüchter: Beweglichkeit ist eine ererbte Qualität und etwas, das von Person zu Person differiert – und von Hund zu Hund. Einige Leute können sich vorne über beugen und ihre ganze Handfläche flach auf den Boden legen. Andere, wie ich, kommen nicht näher als 15 cm an den Boden heran. Durch Übung kann jeder seine Beweglichkeit ein wenig verbessern, aber viel leichter haben es jene, die mit einer guten genetischen Flexibilität
geboren wurden, statt einen genetisch steifen Körper in einen beweglichen Zustand mühen und dehnen zu müssen. Daher ist eine sehr steife Person gut beraten, eine andere Sportart als Leichtathletik oder Karate zu wählen, wo Flexibilität essentiell ist. 

Ballett ist eines der besten Beispiele für den Zusammenhang zwischen Beweglichkeit und die Reichweite des Gangwerks. Tänzer beginnen mit einer überlegenen genetischen Flexibilität und investieren dann Jahre in Dehnungsübungen, um ihre Beweglichkeit zu steigern und dann leicht ein Spektrum an Bewegung zu erreichen, dem sich der durchschnittliche Mensch nicht annähern kann. Obwohl regelmäßig gedehnte Knochen ihre Form leicht verändern, unterscheidet sich das Skelett eines Tänzers nicht sehr von Ihrem oder meinem. Was jedoch beträchtlich unterschiedlich ist, ist die Länge und Flexibilität ihrer Bänder und Sehnen. Balletttänzer, wenn sie Hunde wären, hätten eine großartig ausgreifenden Vorhand. Wende dasselbe Prinzip auf den Hund an, mit der Ausnahme, dass Hunde nicht Ballett oder Yoga ausüben, um ihre Bewegungsspanne zu steigern.. Ihre Beweglichkeit wird nur bestimmt von ihrem genetischen Erbe und ihrer physischen Kondition. 

Was ist Flexibilität? 

Es ist die Länge und Dehnungsfähigkeit der Muskeln und dessen anhaftenden Gewebes, den Bändern und Sehnen. Sehnen verbinden Muskeln mit Knochen, während die Bänder Knochen mit Knochen verbinden und die Knochen und Organe an ihrem Platz halten. Einige Menschen und Hunde sind sehr fest verbunden. Sie haben kurze, straffe Sehnen und Bänder, so dass ihre Bewegung stark aber begrenzt ist. Andere haben eine sehr große Beweglichkeit. Sie haben lange. Elastische Bänder und Sehnen, und diese geben ihnen die Fähigkeit, sich leicht zu beugen und zu strecken, was ihnen eine weite Bewegungsskala verleiht. 

Daher ist dies des Rätsels Lösung: Hunde mit großer Vorgriff der Vorhand besitzen lange, flexible Sehnen und Bänder, die ihnen erlauben, das Bein frei nach vorne auszustrecken. Ihr Problem besteht darin, dass man diese flexiblen Bänder und Sehnen nicht nur in der Schulter hat. Wenn ein Hund sie dort hat, dann hat er sie überall. Und wenn sie übertrieben flexibel sind, dann mag die Oberlinie ein wenig lose werden, und es mag auch nicht genug Stützkraft in der Hinterhand vorhanden sein, um Kuhhessigkeit zu verhindern. Auf der anderen Seite, wenn ein Hund sehr feste, steife Sehnen hat, wird er tatsächlich eine starke Hinterhand haben, aber wenn die Sehnen zu kurz und straff sind, mag der Hund einen begrenzten Vortritt oder eine Hackney-Aktion zeigen, und ebenso kann er einen
starren Rücken haben. 

Seitdem Züchter einen beträchtlichen Vortritt bei ihren Hunden wünschen, die ebenfalls kräftige, fehlerfreie Hinterhände haben, mag ihnen die Erkenntnis helfen, dass diese Qualitäten einander entgegengesetzt sind. Wenn der eine auf unbegrenten Vortritt züchtet und die Flexibilität dies gestattet, dann ist dieser Vorzug voraussichtlich verbunden mit einer Neigung zu Kuhhessigkeit und loser Rückenlinie. Wenn seine Wahl auf erstklassig kraftvollen Hinterläufen fällt und die kurzen, festen Sehnen dies unterstützen, wird dieser Züchter voraussichtlich einige begrenzt ausgreifende Fronten und starren Rücken zu entschuldigen haben. Was eigentlich erwünscht ist, ist selbstverständlich ein Hund mit genügend Flexibilität für einen beachtlichen Vortritt, während er noch genug Festigkeit besitzt, um
eine starke Hinterhand zu tragen. Und da es herrlich ist, wenn solch ein Hund erscheint, ist die Zucht darauf wie das Balancieren auf Messers Schneide zwischen den beiden Extremen. 

Beweglichkeit außerhalb des Ringes 

Extreme Beweglichkeit scheint nicht unter den rennenden oder coursenden Windhunden vorzukommen. Ich habe niemals einen mit Hackney-Front oder einem unnachgiebig steifen Rücken gesehen noch einen mit dem Grad an Vortrittbeschränkung, die einige Showhunde zeigen. Auf der anderen Seite hat kein Rennhund den maximalen Grad an Vortritt, der manchmal im Showring auftaucht. Es gibt keinen Grund für Rennzüchter, darauf zu züchten. Es sieht hübsch aus im Ring, aber es macht den Hund nicht schneller im Galopp. Ich habe eine große Anzahl erfolgreicher Rennhunde gesehen, die einen geraden Rücken und leicht kuhhessige Hinterbeine hatten. Das macht Sinn, da dies Fehler sind, die mit großer Flexibilität einher gehen. Die Betrachtung von Standfoto rennender Hunde wird zeigen, dass um erfolgreich in dem Galopp mit zwei Schwebephasen zu rennen, der Hund fähig sein muss, seinen Rücken in einer großen Spanne von der Streckung bis zur Beugung zu bewegen. Ein Hund mit starrem Rücken kann diese Gangart nicht ordnungsgemäß ausführen. 

Es gibt einige Hunderassen, deren normaler Verwendungszweck nur wenig Flexibilität erfordert. Terrier kommen mir in den Sinn, und die Zwergrassen, sowie Bulldogge und Rottweiler. Sie haben keine Verwendung für den Galopp mit zwei Schwebephasen. Aber die meisten der mittelgroßen und großen Rassen, die eine Begabung zum Rennen haben, werden zustimmen, dass diese Information über die Beweglichkeit auf sie ebenso anwendbar ist wie auf Windhunde. Dobermänner, Großpudel, Collies, Irishe Setter und Hunde ähnlichen Körperbaus würden alle in diese Gruppe hinein passen. 

Eine Theorie testen 

Zurück zum Anlass des Vortritts. Weil dies eine andere Erklärung vor das Ausgreifen ist als die alte Schulterwinkel-Theorie, gibt es eine Möglichkeit, sie zu testen? Es gibt eine interssante Übung, die mit dem eigenen Hund ausgeführt werden kann. Durch eine Manipulation des Vorderbeins eines stehenden Hundes ist es möglich, den Grad des Rotationswiderstandes des Schultergefüges zu fühlen.  Wenn Sie es bei einer Reihe von Hundes ausprobieren, die ein Spektrum verschiedenen Vortritts umfassen, finden Sie wahrscheinlich heraus, wie ich, dass die Hunde mit dem größten Vortritt den geringsten Drehungswiderstand aufweisen., während Hunde mit gerigem Vortritt sich steif anfühlen und Sie wirklich ziehen und drücken müssen, um den Widerstand der festen Sehnen zu überwinden und die Schulter drehen zu lassen. 

[Anmerkung: Meine Fotokopie, die in sechs Fotos des Ablauf diesen Tests zeigt, ist so schlecht, dass kaum etwas darauf zu erkennen ist.] 

Neim normal stehenden, entspannten Hund wird das Vorderbein angehoben, bis es parallel zum Boden ist.  Dann wird es gestreckt, so weit es bequem möglich ist. Dann lassen Sie die Pfote nach unten knicken und bewegen den Ellenbogen zurück unter den Körper, stets den Unterarm parallel zum Boden haltend. Wenn der Ellenbogen sich rückwärts auf den Brustkorb zubewegt, wird die Schulter sich drehen und Sie können den internen Widerstand dahinter fühlen. Dabei nicht das Bein anheben und senken. Das Bein und Ihre Hand bleiben die ganze Zeit über auf einer Höhe. Über dem Boden (auf Höhe des Ellenbogens des Hundes). Sie bewegen lediglich Ihre Hand auf den Hund zu und ziehen sie dann wieder zu sich zurück. Ich wiederhole dieses Verfahren in der Regel mehrmals, um
sicher zu stellen, dass der Hund dabei entspannt ist und nicht angespannt dagegen hält. Wenn der Hund angespannt ist, dass fühlen Sie nur die Kraft seiner aktiven Bewegungsmuskeln statt des gebäudebedingten Widerstandes seiner Schulter. 

Ich benutze die Schulter als allgemeinen begriff für alles von dem Widerrist bis zum Ellenbogen. Aber die Fotos zeigen, dass das Schulterblatt an sich nur bewegt, wenn das Bein des Hundes zum ersten Mal angehoben wird. In allen übrigen Bildern bleibt es in derselben Position stehen. Was sich während der Testübung bewegt, sind die Schulter- und Ellenbogengelenke sowie der Oberarm, der zwischen ihnen liegt. Um das Schulterblatt in Drehung zu bekommen, senken Sie das Bein und dehnen die Pfote Richtung Hinterhand. 

Es ist lehrreich, den Test mit einer Anzahl von Hunden zu versuchen, deren Vortrittweite sich stark unterscheidet. Der Voderlauf von Hunden mit viel Vortritt bewegt sich leicht und beschreibt auch einen beträchtlichen Bogen, während das Bein von Hunden mit geringem Vortritt einen kleineren Bogen beschreibt und mehr Widerstand entgegen setzt. Die Schulter eines Hundes mit viel Vortritt wird sich drehen als wenn sie auf einem Ball ruhen würde, während es wirklich etwas Kraft erfordert, die Schulter eines Hundes mit beschränktem Vortritt zu drehen. 

Diese Technik ist überraschend messempfindlich. Ich führte sie auf einem Seminar vor und verglich einen Hund mit viel Vortritt mit einem, der wenig Vortritt hatte. Einige Wochen später bat mich einer der Teilnehmer um eine weitere Demonstration dieser Methode. Ich benutzte denselben Hund mit dem großen Vortritt. Aber als ich den zweiten Hund testete, fühlte sich der Widerstand anders an, als ich ihn aus dem Seminar in Erinnerung gehabt hatte. Nachher war ich verblüfft genug, um eine Freundin zu fragen, die ebenfalls auf dem Seminar war, ob sie sich an den Hund erinnern würde, der damals verwendet wurde, und sie war erfreut zu bemerken, dass sie Schulter sich anders anfühlen sollte. Ich hatte einen anderen Hund benutzt, um den begrenzten Vortritt vorzuführen, und selbst nach
einigen verstrichenen Wochen empfand ich den Unterschied zwischen dem Widerstand der beiden nverwechselbar. 

Es ist nützlich, die erbliche Natur der Elastizität und seine Auswirkungen auf die Art der Bewegung zu verstehen. Es ist sogar noch hilfreicher, die Beziehung zwischen Flexibilität und der Arbeitsfähigkeit eines Rennhundes zu verstehen. Aber es gibt noch einen ernsthaften Aspekt für das Verständnis von Beweglichkeit. Es besteht eine gute Möglichkeit, dass ein Züchter, der auf eine extreme Flexibilität hin züchtet, die einen extremen Vortritt erlaubt, auch auf jene Gelenkschlaffheit hin züchtet, die in Hüftgelenksdysplasie endet. 

[Das Kapitel über HD lasse ich aus. Die Logik dürfte klar sein: lockere Bänder – mehr Abrieb der Gelenkköpfe – höhere HD-Anfälligkeit] 

Wie viel ist zu viel? 

Daher stellt sich die Frage, wieviel Elastizität und Vortritt wünschenswert sind und wieviel gefährlich wird? Niemand will geziert, beschränkt ausgreifenden Hunde. Niemand will Hunde, die so starr gebaut sind, dass sie nicht mehr richtig zum Galopp mit doppelter Schwebephase fähig sind. Und niemand liebt einen kraftvollen, kontrolliert ausgreifenden Trab mehr als ich. Ich bewundere ihn und züchte auf ihn. In Mäßigung ist es eine wunderschöne Gangart und es ist nicht falsch daran. Viele Richter belohnen ihn, insbesondere auf der Ebene der Gruppenentscheidungen. Es wird erst dann zum Problem, wenn es auf die Spitze getrieben wird. Falls, wenn ein
bisschen gut ist, dann wird mehr als besser betrachtet, könnte für das Streben nach dem Extrem die anatomische funktionale Korrektheit und sogar die Gesundheit des Hundes geopfert werde. Der Schlüssel liegt darin zu wissen, wann genug genug ist. Wenn ein mäßig ausgreifender Trab attraktiv ist, dann ist ein extremerer Trab mit noch mehr Vortritt und vorne herausfliegenden Pfoten, so als seien sie nur noch lose mit dem Körper verbunden, nicht besser. Er ist sowohl genetisch wie orthopädisch schlimm. 

Weil ich persönlich einen langen Vortritt attraktiv finde, versuche ich bei der Zucht mit einer Hündin, die einen großartigen Vortritt hat, meinen natürlich Wunsch nach einem Rüden mit demselben Vortritt zu zügeln und statt dessen einen mit mäßigerer Elastizität zu wählen. Die einzige erfolgversprechende Lösung für die Rasse scheint zu sein, sich in der Mitte zu bewegen, zwischen den Extremen der übertriebenen Vortritts und der übertriebenen Restriktion. 

Ende 
 


 
 
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